Kai Radant

Der Engagierte

Als Planer in der Stadtverwaltung kann man alles machen.

Kai Radant, 25 Jahre, studiert im siebten Semester Verkehrswirtschaftsingenieurwesen an der Uni Wuppertal. Der leidenschaftliche Schwimmer engagiert sich im ASTA für die Hochschulpolitik seiner Uni und arbeitet als studentische Hilfskraft. Er schreibt im nächsten Jahr seine Thesis für den Bachelorabschluss. Nach dem Studium will er in der Stadtverwaltung als Verkehrsplaner Karriere machen.

Es kann ja nicht sein, dass man mit dem Fahrrad ein weniger komfortables Netz hat als mit dem Auto.

Das Interview

Kai, warum hast du dich für ein Studium des Verkehrswirtschaftsingenieurwesens entschieden?

Für Verkehr habe ich mich schon immer interessiert. Der erste Impuls kam über die Geografie, da fand ich Stadtplanung spannend. Ich komme aus einem Vorort von Neuss und habe oft gedacht, da könnte mehr sein, das könnte besser laufen, da muss was passieren. Die Straßen sind oft überlastet, die Züge und Busse zu voll.

Worum geht es im Verkehrswirtschaftsingenieurwesen?

Primär um die Planung: Wo werden Strecken benötigt, wie groß ist die Kapazität, die nachgefragt wird, wie ist die Netzinfrastruktur? Dazu kommen Fächer wie Marketing, Produktmanagement und Straßenbau. Hier in Wuppertal wird der Entwurfsbereich besonders gewichtet.

Macht es einen Unterschied, ob man erst allgemein Bauingenieurwesen studiert und nach dem vierten Semester vertieft oder ob man von Anfang an Verkehrswirtschaftsingenieurwesen macht?

Das ist abhängig davon, was man nach dem Studium machen will. Wenn man Richtung Verkehr geht, aber die Infrastruktur bauen möchte, ist der grundlegende Bauingenieur mit Aufbau Verkehr schon richtig. Wenn man, wie ich, lieber in die Planung will, ist der Verkehrswirtschaftsingenieur der richtige Weg. Hier steht die Planung mehr im Fokus.

An der Uni Wuppertal kann man auch erst den Bauingenieur-Bachelor machen und dann mit geringen Auflagen den Master in Verkehrswesen anschließen.

Was macht dir am meisten Spaß im Studium?

Die Projektseminare, bei denen wir auf die Straßen gehen und schauen, was man machen kann und welche Ideen man hat. Im zweiten Semester haben wir zum Beispiel was zu Radverkehrsplanung gemacht und unsere Ideen später im Konzept der Stadt gefunden. Wir lagen also schon ganz richtig mit unseren Ansätzen. Das war schön.

Die Universität in Wuppertal ist eine von sieben deutschen Hochschulen, an denen das Bundesverkehrsministerium jetzt eine Stiftungsprofessur Radverkehr fördert. Wie findest du das?

Das ist wirklich eine sinnvolle Maßnahme des Verkehrsministeriums. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir ordentlich ausgebildete Verkehrsplaner haben, die den Radverkehr bei jeder Straßenverkehrsplanung mitberücksichtigen.

Vor dem Hintergrund der Verkehrswende ist Verkehrsplanung das Zukunftsthema. Neue, kreative Ideen und Konzepte zu entwickeln ist sicher gerade für die aktuellen Schüler/-innen der „Generation Greta“ mit sehr großem Klimabewusstsein von großem Interesse.

Du hast gesagt, dass dich nach dem Studium ein Job in der Stadtverwaltung reizen würde. Warum nicht in einem Ingenieurbüro?

In der Stadtverwaltung kann man alles machen, hier ist die Schnittstelle zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik. Man hat die Möglichkeit, mit Bürgern zu reden, auf sie zuzugehen und zu hören, was sie sich wünschen. Im gemeinsamen Brainstormen Ideen zu finden, die man trotz bestehender Restriktionen durch das Straßenverkehrsamt und die Straßenverkehrsordnung realisieren kann, diese dann der Politik zu vermitteln und dort Überzeugungsarbeit zu leisten: Das ist eine spannende Herausforderung.

Wenn du Verkehrsminister wärst, was wären deine ersten drei Amtshandlungen?

Was ich mir vorstelle, ist ein landesweites Radnetz. Es kann nicht sein, dass man mit dem Fahrrad ein weniger komfortables Netz hat als mit dem Auto.

Weiter würde ich, weil es mir wirklich fehlt, die landesweite ÖPNV-Planung angehen. Derzeit kochen viele Verkehrsverbünde ihr eigenes Süppchen. Es fehlt vielerorts an Strecken, Kapazitäten und einer bedarfsgerechten Taktung.

Generell wünsche ich mir eine ganzheitliche Betrachtungsweise, verbunden mit klaren Zielformulierungen für ÖPNV, Güter- und Radverkehr. Man muss in allen Verkehrsbereichen was bewegen und sich nicht nur auf einen konzentrieren, wenn es effektiv sein soll.

Deine Vision für die Verkehrsplanung in 20, 30 Jahren sieht wie aus?

Sehr viel digitaler. Man wird Simulationen noch stärker, makroskopischer anwenden, noch genauer, spezifischer werden. Wir werden uns mit dem Nachfolgenutzen von Straßen beschäftigen, die wir durch die Verkehrswende nicht mehr brauchen. Durch Rückbau, Begrünung und kreative Ideen wandeln sie sich vom Verkehrsträger zum Aufenthaltsort für Menschen. Dass der Lebenswert einer Stadt wichtig ist, kommt jetzt auch immer mehr in den Köpfen der Menschen an.

Zu guter Letzt: Was würdest du jemandem empfehlen, der sich für deinen Studiengang interessiert? Was kannst du den Leuten mitgeben?

Alle Kanäle nutzen, die es gibt. Was immer geht, ist ein Schülerstudium. Man kann auch mal bei der Fachschaft der Hochschulen nachfragen oder sich darüber informieren, welche Themen die Lehrstühle haben. Man kann dort auch öffentliche Vorträge anhören. Wichtig ist, offen zu sein, sich einzulassen auf Themen, die auf Anhieb erst mal nicht infrage kommen.